Sonntag, 1. Juli 2007

Die Schiefe des Pferdes:

Entstehung:
Vermutlich im 18. Jahrhundert, durch die Züchtung eines rechteckigeren Pferdes (Englisches Vollblut), das den Anforderungen einer schnelleren Welt gerecht wird.
---- Um das eindeutig zu wissen müsste man Untersuchungen an antiken Pferdeskeletten machen.

Körperliche Merkmale:
- Die Dornfortsätze um den Wirbel T9 neigen sich zu einer Seite – meistens rechts.
- Der Hals weicht zur anderen Seite aus, also meistens nach links.
- Die Hinterbeine treten vom Schwerpunkt weg. Dies hat ein schwaches, meist rechtes Hinterbein zur Folge.

----- Das Pferd ist sozusagen in seinem ganzen Rahmen verzogen. Es kann dadurch z.B. anfangs in der Reitbahn nicht gut wenden und fühlt sich auf der linken und der rechten Hand unterschiedlich an

Verhaltens Merkmale:
Das Wenden fällt den Pferden schwer, auch gibt es einen Unterschied zwischen den beiden Händen.Sie lassen sich auf eine Seite fallen. D.h. sie „eiern“ herum.


- Das Pferd wird mit dieser Schiefe geboren. Es kennt nur diesen Zustand und hat gelernt sich damit zu bewegen. Auf der Weide oder überhaupt in freier Bewegung lässt sich keine Einschränkung erkennen.
Das Pferd ist sich keiner Schiefe bewußt.

- Möchte der Mensch nun an der Schiefe seines „Reitpferdes“ arbeiten, gilt es dies zu beachten, dem Pferd werden völlig neue Perspektiven gegeben und dies sollte behutsam geschehen.
- Es darf auch nicht vergessen werden, dass sich für das Pferd seine beiden Seiten komplett anders anfühlen und beide Seiten fast gesondert voneinander angeschaut werden müssen.

---- und es dadurch das, was es auf der einen Hand richtig macht nicht automatisch auf die andere Hand übertragen kann

Mögliche Reaktionen:

- Die körperlichen Veränderungen, können das Pferd verunsichern.

----- ?. Nicht wenn der Reiter richtig vorgeht. Im Gegenteil, die Pferde wirken wie erlöst.

- D.H. sie lassen ihre Muskeln los, der Rücken fällt, dadurch verlieren sie ihr Gleichgewicht.

---- das ist ein anderer Themenkreis, der mit dem Antrieb des Pferdes zu tun hat. Einzige Verbindung: wenn die Hinterhand des Pferdes nicht geradegerichtet wird und es immer weiter mit den Hinterbeinen ungleich untertritt, schwächt es das Sakralgelenk und die Gefahr besteht, dass es dann den Rücken fallen lässt. In anderen Worten: das Pferd muss geradegerichtet werden um die Möglichkeit auszuschliessen

- Sie können dann einige Firguren schlecht bis gar nicht gehen, Wendungen, Vorwärts etc. Dies hat nichts mit Ungehorsam zu tun

---- Bin mir nicht sicher, was Sie hier meinen. Das nicht gerade gerichtete Pferd hat Schwierigkeiten mit den Bahnfiguren, deshalb richtet man es gerade, damit es Figuren flüssig absolvieren kann. Sie wirken wie gymnastische Übungen. Wenn das Pferd sie beherrscht braucht man sie nicht mehr.
.
Strafen ist hier der falsche Weg, man muss die Ursache erkennen und beheben können.

Umgang bzw. Beseitigung eines schiefen Pferdes:

---- Die Geraderichtung findet in zwei Phasen statt: siehe Erstes und Zweites Ausbildungsziel.
In der ersten Phase gibt es

Es gibt zwei Dinge: 1) Vorwärts
2) inneres Hinterbein belasten

1) Auch wenn das Pferd klemmt, nicht möchte etc. das Vorwärts bringt meistens die Lösung. Nur so kann das Pferd sich lösen.

---- daszu siehe die Definition ‚Vorwärtsgehen’

2) Um das innere Hinterbein zu belasten gibt es mehrere Wege:

- Vorderhandwende

----Welches die Hinterbein abwechselnd nach aussen dehnt und unter den Schwerpunkt treten lässt.

- Seitwärtstreten

----- Welches die Hinterbeine und die Schultern gymnastiziert und die Diagonalisierung der Gangart anspricht

- Longe

----- Wenn dabei das Pferd in Längsbiegung geht und das innere Hinterbein belastet.

- Führen

----- Ebenso

------Beim Longieren kann viel falsch gemacht werden. Sicherer vor Fehlern ist das Führen, aber er gestattet nur das Vorwärts im Schritt

D as wichtigste und effektivste ist das Vorwärts im Schultervor (egal ob an der Hand, an der Longe oder im Sattel). Hierbei bleibt das Pferd ganz gerade, selbst in Kurven darf es sich nicht biegen.

---- auch in den Kurven hält der Reiter es gerade.

Um trotzdem durchreiten zu können, müssen die Vorderhufe etwas von der Spur nach innen kommen, dadurch greift die äußere Schulter weiter aus und das innere Hinterbein muss in Richtung Schwerpunkt treten, dadurch wird es belastet.

Mittwoch, 27. Juni 2007

Körpererfahrung:


"Vielleicht bist du einfach nicht zum Reiten geboren..." diese Liedzeile hatte ich gestern den ganzen Tag im Kopf. Erst gegen Abend konnte ich mich sozusagen davon befreien und mir klare Gedanken machen, die ich versuchen werde hier wiederzugeben.
Mir ging es körperlich wunderbar, als ich hierher wiedergekommen bin. Die erste Woche war kein Problem. Ich hatte alles im Griff, wie man so schön sagt. Ich habe versucht alles hinter mir zu lassen, was in Stuttgart ist, ich habe versucht alle Probleme, alle Dinge die mich belasten einfach auszuschalten um voll und ganz hier sein zu können.
Aber auch wenn ich all die Dinge nicht beachte, sind sie trotzdem da. Am gestrigen Tag kamen zwei weitere Packete von Zuhause auf meine Schultern, sowie die Einsicht, dass in meinem Rücken irgendetwas klemmt, so dass die Energie, die Impulse nicht richtig fließen können. Dies war einfach zuviel auf einmal und da sich mein Kopf nicht richtig einschaltete sagte mir mein Körper - moment mal, pass auf dich auf. Ich bekam starke Rückenschmerzen. Dies wiederum hatte zur Folge, dass ich richtig Angst bekommen habe, dass die Möglichkeit besteht, dass ich nicht mehr Reiten kann. Das ich einfach nicht zum Reiten geboren bin. Diese Angst hat mich dann etwas gelähmt, die Schmerzen sind stärker geworden und ich habe bei den Pferden Fehler gemacht. Die, Frau Sander direkt bemerkte und korrigierte, so sind in den letzten zwei Tagen viele Dinge bei mir zu korrigieren gewesen, worauf ich mich gefragt habe, ob ich es überhaupt verantworten kann, mich auf Pferde loszulassen, wenn ich alles eh nur schlimmer mache, Anna sich komplett verzieht, Walki in alte Muster zurück fällt etc. In der Pause hatte sich dann einiges in mir aufgestaut, viel Angst, und wenig Vertrauen in mich. Erst mit Hilfe von Anja konnte ich eine mögliche Verbindung von meinen Problemen zu meinen Rückenschmerzen sehen. Ich habe dann angefangen aufzuschreiben, was mich belastet und die Liste ist leider nicht besonders kurz. Aber mein Rücken wurde besser, ich fühlte mich erleichtert. Nach einem kurzen Spaziergang, bei dem ich mir den Wind um die Ohren blasen lassen habe und mich darauf konzentrierte, dass es mir gut geht, ich mich hier sehr wohl fühle, die Arbeit mir Spaß bereitet und die Schmerzen psychisch ausgelöst wurden, ging es mir tatsächlich auch besser. Bis jetzt hab ich keine Schmerzen mehr im Rücken. Ich weiß was mich belastet, ich weiß aber auch, dass die letzten Tage noch nicht mein Aus in der reiterlichen Karriere bedeutet haben und ich weiß nun auch, dass mein Körper sehr stark auf mich aufpasst und auf mich reagiert. Durch gezielte Übungen (Feldenkrais...... etc.) werde ich meinen Rücken stärken (nicht unbedingt nur muskulär) und vielleicht bekomme ich die Impulse ja auch noch zum fließen. Ich schaue nun wieder zuversichtlicher in die nächsten Tage, Wochen, Monate und Jahre und freue mich wieder heute Abend zu den Pferden zu gehen, auch wenn ich Fehler mache - wie soll ich denn jetzt schon perfekt sein?

Mittwoch, 30. Mai 2007

Spontan verstandene Einwirkungen:

Manche Hilfen, so hat es sich gezeigt, versteht das Pferd spontan, also ohne, dass es ihm beigebracht wurde.

Das Anlegen des äußeren Beines hinter dem Sattelgurt:
Dies verstehen die Pferde sofort als Hilfe zum Wenden, Volten reiten etc. Dabei wird das äußere Bein ohne Druck ein wenig nach hinten genommen und angelegt. Alle Pferde (Anna, Pinocchio,Walk on Top, Fiona) , gingen direkt in die Biegung. Durch stärkeren Druck kann man diese Biegung noch präzisieren. Dies funktioniert bei Anna aber nicht im Trab, da sie es sonst als Galopphilfe versteht.

Rücken heben durch Rückwärtsrichten:
Bei meinen Reitpferden habe ich bemerkt, dass alle ihren Rücken heben, sobald ich sie ein paar Schritte rückwärts gerichtet habe. Wenn der Rücken nur ein bischen niedriger wird, reicht ein Schritt zurück und der Rücken ist wieder ganz oben. Manche wehren sich ein bischen dagegen, wehren sie sich gegen das Treten in Unbekanntes, oder gegen das Heben des Rückens?
Durch das Heben des Rückens schließt sich automatisch auch die Kruppe, bzw. diese beiden Dinge gehören zusammen. Sinnvoll ist diese Übung vorallem bei Pferden, die ihren Rücken nicht automatisch heben, sondern ihn eher fallen lassen (Lacor, Walk on Top).

Durchdrücken der Absätze:
Paraden durch das tiefe durchdrücken der Absätze einzuleiten, war mir schon durch das Rai-Reiten bekannt. Auch die Pferde hier reagierten spontan darauf, wenn man den Rücken dabei auch ein bischen rundet. Alle haben es im Prinzip schnell verstanden, mussten aber teilweise noch mit leichter Zügelführung korregiert werden. Vorallem Pinocchio widersetzte sich Florens gerne durch nicht reagieren auf diese Hilfe, mittlerweile klappt es aber gut. D.h. sie kennen die Hilfe, nehmen sie aber manchmal nicht an. Auch Anna muss ich teilweise daran erinnern. Frau Sander beschreibt auch das schnellere gehen durch das durchdrücken der Absätze, das hat bei mir noch nicht funktioniert.

Das Bändele:
Wir haben Florens das Reiten nur mit dem Bändele beigebracht. Hier zeigte sich, dass dieser Weg gut zu klappen scheint. Er konnte sich so viel besser auf seinen Sitz und auf das Einwirken seines Körpers konzentrieren. Im Grunde kann man ein Pferd auch ganz ohne Zügel Reiten, um für später eine leichte Hand am Gebiss zu bekommen, scheint der Umgang mit dem Bändele gut zu sein. So lernt auch der Reitanfänger sich durchzusetzten ohne am Gebiss zu zerren. Das Bändele haben die Pferde hier auch spontan angenommen, keines hat die neue Freiheit genutzt um sich zu widersetzten, durchzugehen etc.
Das umschließen des Halses mit den Zügeln scheint die gleiche Wirkung zu haben wie bei der normalen Zügelführung. Die Pferde laufen mit sehr langem Hals, wie man sie dazu bringt ihn zu heben, muss ich noch testen. Wahrscheinlich hat das Bändele eine ähnliche Einwirkung auf den Parasympathicus wie das Gebiss, da der Nasenriemen genau an den Anknüpfstellen dieser Nerven am Kopf verläuft. So wird auch die Hinterhand aktiviert.

Mittwoch, 16. Mai 2007

Übung zur Stärkung der seitlichen Bauchmuskeln:

Durch das tägliche Leben, wird oft eine Seite des Körpers mehr beansprucht als die andere. Häufige Ursachen sind: Schlafen auf nur einer Seite, seitliches Tragen der Handtasche, abgeknickt in der Hüfte stehen etc. Daraufhin werden die Muskeln der nicht belasteten Seite schwächer und verkürzen sich.
Die folgende Übung zeigt wie man diese verkürzung testen und beheben kann. Außerdem bietet sich an darauf zu achten beide Seiten zu beanspruchen (auf beiden Seiten schlafen, Handtasche wechseln etc.).
Legen sie sich seitlich ausgestreckt auf den Boden, unterer Arm angewinkelt, oberer Arm ausgestreckt auf dem Körper liegend. Nun den Körper mit Hilfe der seitlichen Bauchmuskeln heben und sich auf den Unterarm stützen, so weit hoch wie möglich, nun den Körper absenken und wieder heben. Sooft wie möglich.
Danach Seite wechseln.
Sie werden merken, auf welcher Seite dies besser/leichter gelingt.
In weiteren Übungen nun die schwache Seite trainieren und nicht die starke.
Nach einigen Tagen dann mit der anderen Seite testen, ob sich die schwache Seite schon gekräftigt hat.

Freitag, 11. Mai 2007

Bodenübungen:

Dominanzvolte:
Neben dem Pferd stehend, den Kopf des Pferdes richtung Bauch bringen und gleichzeitigdas Pferd sich im Kreis drehen lassen. Hierbei darauf achten, dass das innere Hinterbein nach innen tritt und der Hals so weich und weit nach innen ist wie möglich. Weicht das Pferd nicht gleich mit seinem Hinterteil , Fingerspitzen an die Flanken, dann mit den Fingerspitzen drücken, den Druck solange erhöhen, bis das Pferd einen Schritt macht. Danach loben, schnell lernt es was man von ihm möchte.
Psychologisch: Der Mensch nutzt diese Volte als Machtmittel, das Pferd kann aus dieser Position nicht Steigen, Buckeln, Ausschlagen oder Wegrennen. Ist dem Menschen völlig ausgeliefert, und ergibt sich schließlich ganz in seine Obhut. Die Rangordnung ist geklärt.
Physiologisch: Das enge Wenden dehnt sehr stark die Äußere Seite, macht den Hals geschmeidig und veranlasst das Pferd zum Treten unter den Schwerpunkt, es muss auch das schwache Hinterbein belasten. Es ist wichtig diese Übung in beide Richtungen zu machen, so dass beide Seiten gleich beansprucht werden. Vorsicht, wenn es in eine Richtung nicht gut geht, vielleicht muss man dann langsamer und nicht so stark vorgehen, möglicherweise ist das Pferd sehr schief, die äußere Seite ist noch gar nicht gedehnt, das Hinterbein noch kein Gewicht gewohnt. Man sollte bestimmt aber umsichtig mit der Dominanzvolte umgehen.

Dem Pferd vorangehen:
Mit durchhängendem Bändele (Strick) immer vor dem Pferd laufen, sich nicht wegdrängen lassen, auf die Wahrung des eigenen Freiraums achten.
Psychologisch: Hier handelt sich um eine Nachahmung des Rangordnungsverhaltens in der Herde. Der Mensch ist Ranghöher läuft also dem Pferd vorraus, dieses folgt ihm willig, da es sich in die Menschliche Obhut begeben hat. Es hält den Kopf gesenkt, als Zeichen, dass es sich auf den Menschen verlässt, ihm vertraut. Ist die Rangordnung geklärt, wird es auch nie in den Rücken des Menschen hineinlaufen.
Physiologisch: Keine spezielle Wirkung.

Rückwärtsrichten:
Nach ein paar Schritten geradeaus stehen bleiben. In der Situation, dass das Pferd zu nahe aufläuft oder zum Üben wird nun dem Pferd gedroht, d.h. die Hände und Schultern gehen nach oben, reagiert das Pferd nicht, nach oben schlagen und energisch nach hinten gehen. Macht das Pferd auch nur einen Schritt in die richtige Richtung - aufhören, loben. Weicht das Pferd jedoch nicht, mit der Hand/Ellenbogen ausschlagen und zu guter Letzt mit dem Fuß nach hinten an den Brustkorb treten.
Psychologisch: Das Pferd lernt den Menschen zu respektieren, ihm nicht in seinen persönlichen Kreis zu treten und zu weichen, droht der Mensch. In dieser Situation kommen Rangordnungsprobleme zu Tage und/ oder werden gefästigt. Wichtig ist, dass man sich durchsetzt.
Physiologisch: Das Rüchwärtstreten beansprucht den hinteren Teil des Pferdes. Die Hinterbeine müssen aktiv werden, es senkt sich meist ein wenig nach unten, d.h. auch die Hanken werden beansprucht und das Schließen der Kruppe wird eingeleitet.

Die Volten:
Dem Pferd vorrauslaufen, darauf achten, dass der Pferdekopf in Gangrichtung ist, das Pferd abstand wahrt und sich auf den Menschen konzentriert.
Psychologisch: Das Pferd gewöhnt sich an die Herrschaft des Menschen, lernt auf eine Körpersprache zu achten auf ihn zu reagieren. Für den Menschen ist es eine recht sichere
Übung, wissen wir, dass Pferde in Volten nicht ausbrechen können.
Physiologisch: Das Gleiche wir bei den Dominanzvolten nur etwas sanfter, das Innere Bein trägt, die äußere Seite wird gedehnt, der Hals ist in Gangrichtung.

Die kleine Acht:
Es wird auf einer liegenden Acht gelaufen, also zwei Volten in jeh gegensätzlicher Richtung.
Psychologisch: Siehe Volten.
Physiologisch: Das Pferd lernt seine zwei Seiten kennen, den Wechsel zwischen rechts und links. Der Mensch kann eventuelle ungleichheiten beim Wenden auf einer Hand bemerken.

Das Belohnungsleckerli:
Dem Pferd wird immer wenn es etwas gut gemacht hat ein Leckerli mit einem Ton (z.B. Ho-Ho) gegeben. So lernt das Pferd auf den Ton als Belohnung und Beruhigung zu achten. Außerdem bestätigt das Leckerli das Pferd, neben ausschweifenden Liebkosungen, Sachen gut und richtig zu machen. Im Gegensatz gibt es einen Bestrafungston (z.B ksss). Dieser wird verwendet, wenn das Pferd etwas falsch macht, ungehorsam ist etc. Schnell lernt es auch hier darauf zu achten und zu reagieren, so weiß das Pferd auch, wenn es etwas falsch gemacht hat.
Wichtig ist, damit das Pferd nicht zum Beißer wird: Leckerlis werden nie erbettelt. Erst wenn der Ton kommt und das Pferd nicht schon mit der Schnauze bei der Hand ist. Der Kopf wird solange mit dem Bestrafungston weggeschoben, bis es nicht mehr bettelt, dann belohnen.

Vorgehen:

In weiterführenden Gedanken, haben wir uns eine Vorgehensweise beim Einreiten, Geraderichten und beim Reiten lehren ausgedacht, die falls sie sich beweißt ein Goldweg sein kann. Dies gilt es nun zu erforschen und zu beobachten. Es handelt sich um die Symbiose vom natürlichen Rai-Reiten mit den Grundsätzen der klassischen Dressur. Vorbereitet werden sollen die Pferde mit den Rai-Bodenübungen. Erstes Reiten, ob nun den Mensch oder das Pferd betreffend, ohne Gebiss. Hierbei wird genauso vorgegangen wie bei Frau Sander beschrieben, außer, dass vielleicht noch die Rai-Übungen hinzukommen. ( siehe: Die Aufgaben des Reiters ) Die Punkte drei und vier können auch vertauscht werden, jeh nach Situation.
Ist das Pferd nun geradegerichtet, beginnt im Ausbildungsplan von Frau Sander die Geländeeinheit, auch dies würde mit Bändele gehen. Anlehnung, Durchlässigkeit etc. jedoch nicht. Hier kommt es dann auf den Reiter an, wo er hin möchte, was er vom Pferd verlangt. An diesem Punkt, würde ich auch dem Reitschüler erst die Zügel (mit Gebiss) in die Hand geben. Bis dahin konnte er an seinem Sitz arbeiten, kennt die verlangsamenden und verschnellernden Hilfen mit den Beinen (dem Körper) und hat gelernt seine Hände ruhig zu halten. Nun wird er mit der Verantwortung des korrekten Umgangs mit einem Gebiss vielleicht besser umgehen können. Die Pferde werden dabei auch geschont. Diese Überlegungen gilt es nun aber zu testen. Bis jetzt haben die Pferde gut darauf angesprochen aber bis zu welchem Punkt kann man so gehen? Wie ist es wirklich für einen Reitanfänger? Und funktioniert so auch die Arbeit mit Korrekturpferden? Fragen die wir hoffentlich in nächster Zeit beantworten können.

Dienstag, 17. April 2007

Das Freilaufenlassen:

Dieses Video zeigt die Gruppe Pinocchio, Anna, Walk on Top und Pepita beim Freilaufenlassen.

Frau Sander auf Fabian

Lacor und ich....

Diese Aufnahme enstand an Tag 29. Man kann sehen, dass Lacor schon viel geschmeidiger geht als vorher, jedoch trotzdem noch recht schief ist, der Sattel rutscht und beim Weggaloppieren sieht alles einfach schief aus....
Zu erkennen ist aber auch der erhobene Schweif und der einigermaßen ruhige Kopf / Hals.

Zum Video Rai-Reiten

Das unten gezeigte Video zeigt einen kleinen Ausschnitt aus meiner Vorgehensweise beim Rai-Reiten. Es entstand im Zuge meines Bewerbungsverfahrens für die AndreaKutschAkademie. Ich habe es hier rein gestellt, dass man sehen kann, dass die Vorgehensweisen gar nicht so unähnlich sind. Und man versteht nun auch besser, woher ich ursprünglich komme.

Rai-Reiten

Donnerstag, 12. April 2007

Zeichnung zur Schiefe des Pferdes:



Das IST, ist der Körper des modernen Schiefen-Pferdes. Man sieht deutlich, wie die Körperlinie von der Geraden abweicht.
Das SOLL, ist die zu erreichende Endzustand.
Die beiden Äußeren Skizzen sind die zu erwünschenden Haltungen, im Schultervor, die zum Geraderichten verwendet werden sollen.
Der Punkt in den Skizzen stellt immer den Sitz des Reiters da.
Die Notizen auf der rechten Seite, sind die ersten Beobachtungen, in welchem Stil wir sie jeden Tag machen. Dies sind Zeichen des Wohlbefindens, der Entspannung oder des Lernens, Nachdenkens.

Dienstag, 3. April 2007

Die Möglichkeiten des Reiters

1) Durch Führen kann dem Pferd das Schultervor gezeigt werden. Und durch das leichte Anklopfen mit der Gerte, wird es erinnert das Bein unter den Schwerpunkt zu nehmen. Hier hilft das zügige Voranschreiten.

2) Die Vorhandwende: Hierbei werden die Hanken trainiert, das Pferd tritt fast automatisch unter den Schwerpunkt, das äußere Bein wird gymnastiziert. Bei dieser Übung kann der Reiter Verklemmungen, und/oder Verspannungen erkennen.

) Anhalten, Stehen, wieder Antreten

3) Longe: An der Longe soll das Pferd im Schultervor laufen, den Kopf leicht nach innen geneigt, die Longe muss dabei aber locker durchhängen, damit kein Zug auf die Muskulatur des Pferdes entsteht. Durch zeigen auf die Hinterhand wird das Pferd ermahnt sein inneres Hinterbein hereinzunehmen und die Kruppe zu schließen. Das „Anlaufen“ in den verschiedenen Gangarten, stärkt die Muskulatur und fördert die Kruppenschließung, das Angaloppieren gymnastiziert also die Partien die nötig sind.

4) Das Reiten: Beim Reiten aktiviert man das Schultervor, indem man vor Wendungen die äußere Schulter leicht vornimmt, diese auf den Geraden aber wieder geraderichtet. Durch den Sitz und das Einwirken des ganzen menschlichen Körpers, aktiviert man die Hinterhand, es kommt zum Kruppenschluss. Mit dem Ringfinger der äußeren Hand, kann man durch leichte Bewegungen den Unterkiefer des Pferdes lockern und anregen, so dass es zum Abkauen kommt.

5) Das Freilaufen in der Reitbahn

6) Der Weidegang



Erstes Ausbildungsziel:

Das Pferd soll wie auf Schienen und wie an Stangen laufen.

Das heisst, es soll im gleichmäßigen Tempo an der Longe und unter dem Reiter die vom Reiter/Ausbilder vorgegebene Linie abzeichnen und den Hals ruhig tragen.

Dabei ist die Ausbildung an der Hand der Ausbildung unter dem Reiter immer um eine Etappe voraus. Das heisst, was an der Longe ohne Reiter gut klappt, kann unter dem Reiter in Angriff genommen werden.

Montag, 2. April 2007

Study Horsemanship Vorgehen 2007

Erstes Unit: 5.3. bis 14.4.2007

Zwischenbewertung vom 31.3. (am Ende der 4ten von 6 Wochen):
Wir beginnen am Montag die fünfte und vorletzte Woche des ersten Forschungsabschnitts zum Thema, 'Wie Reiten lernen und lehren lernen'. Im großen Ganzen bestätigt sich meine Vermutung, dass Reiten heute anders als früher gelehrt werden muss. Fehlhaltungen, tiefgreifende Missverständnisse über die Natur des Reitens und verbleibende Traumata, verursacht von fehlgeschlagenen früheren reiterlichen Erlebnissen sind die Hauptgründe, warum Menschen trotz großem Verlangen oft nicht in der Lage sind zu Pferd 'normal' zu funktionieren.
Wir sind folgendermassen vorgegangen:

1.

Wahrnehmen der Schiefe.

Beim Führen tritt das ungerittene Pferd mit dem linken Hinterhuf in oder vor den linken Vorderhuf. Der rechte Hinterhuf tritt in fast allen Fällen rechts neben den rechten Hinterhuf. Das heisst, das rechte Hinterbein tritt nicht in Richtung auf (wie es richtig wäre), sondern weg vom Schwerpunkt des Pferdes.

2.

Kennenlernen der Schiefe.

Betrachten einer graphische Darstellung der Verwerfungen der Wirbelbrücke um T9, die ein Weichen der Kruppe nach rechts und eine Verlegen der Halsbasis nach links bewirkt.

3.

Kennenlernen des Lösungsansatz.

Mit Hilfe des Schultervors kann die Geraderichtung des Pferdes zügig und problemslos erreicht werden. Betrachtung einer graphischen Darstellung des Schultervors. Schultervor rechts erfordert den Einsatz der Hände. Schultervor links erfordert den Einsatz der Reiterbeine. Das Pferd lernt so in und durch die Geraderichtung den Einsatz der Extremitäten des Reiters kennen.

4.

Die Rolle des inneren Hinterbeins

Die equiden Motorik wird durch das innere Hinterbein, welches unter den Schwerpunkt tritt aktiviert. Praktisch heisst das, dass der Reiter das Pferd wann immer nötig ins Schultervor bringt

- beim Führen
- an der Longe
- unter dem Reiter

Dabei ist die Vorhandwendung ein Hilfmittel, welches die Hinterbeine des Pferdes abwechselnd dehnt und unter den Schwerpunkt treten lässt. Eine weitere Gymnastizierung ist anhalten, stehen, wieder antreten. Dabei lernt das Pferd auch die Anweisungen des Reiters zum Halten kennen. Wenn das Pferd geschlossen stehen gelernt hat sind Vor- und Hinterhand ein gutes Mittel, um den Kruppenschluss zu erneuern (Vorhandwendung) und die Hanken zu aktivieren (Hinterhandwendung). Als dritte Übung kommt das Rückwärtsrichten hinzu, welches die Hanken senkt und geschmeidig macht.

Die Vorhandwendung erneuert den Kruppenschluss, hebt den Pferderücken und aktiviert das Pferd. Kruppenschluss und die resultierende Gymnastizierung der Hinterhand sind Grundvoraussetzungen dafür, dass die vorwärts/aufwärts Motorik des Pferdes auch unter dem Reiter erhalten bleibt.

5.

Sitz und Haltung des Reiters

Der Reiter richtet seine Wirbelsäule auf der Basis des vorgeschobenen Kreuzbeins und des gleichgewichteten Beckens auf. Er dreht die Hüftgelenke aus und sitzt so losgelassen auf den Gesäßknochen, i.e. dem unteren Rand des Beckens. Das gleichgewichtete Becken ruht auf den Gesäßmuskeln. Seine Beine hängen möglichst nah am Pferd herunter. Das Fallenlassen der Absätze verleiht dem Reiterkörper seine Grundspannung. Das Wenden des Reiters Schultern begleitet das Wenden des Pferdes. Der Reiter lässt seine Muskeln los und erhält des Körpers Spannung durch ein Abwärtsdehnen der Beine und Absätze und ein Aufwärtsdehnung seines Oberkörpers.

(Schwierigkeiten gabe es mit dem ‘Fallenlassen’ vs. dem Herunterdrücken der Absätze. Auch hier geht es um Losgelassenheit, die das Fallenlassen ja erst ermöglicht.

(Schwierigkeiten gab es auch beim Aussitzen. Dazu ergab sich folgende prinzipielle Betrachtung:
1. Solange das Pferd den Reiter nicht sitzen lässt trabt er leicht.
2. Im Leichttraben wie im Aussitzen sind Wirbelsäule und Becken des Reiters ruhig und durch das Vorbringen des Kreuzbeins/Gleichgewichten des Beckens stabilisiert.
3. Beim Aussitzen sitzt der Reiter so, mit ruhigem Becken und aufrechter Wirbelsäule auf dem Ruhepunkt im Rücken des Pferdes. Dieser Ruhepunkt macht eine mehr oder weniger hohe/lange Wellenbewegung, der der Reiter, ohne sich seinerseits zu bewegen folgt.
4. Die Ruhe und völlige Entspannung des Reiterkörpers wird durch die fallengelassenen Absätze der Füßen in den Bügeln unterstützt.
So selbstverständlich und nicht einmal erwähnenswert dies alles erscheint, so sehr finden sich hier die hartnäckigsten Schwierigkeiten. Sie bestehen aus unnötigen Muskelanspannungen in der Mittelpositur des Reiters, die Krämpfe und Seitenstiche hervorrufen und ein ruhiges Sitzen unmöglich machen.
In diesem Zusammenhang erweist sich die Angst des Reiters als eine Angst des Körpers vor möglichen Gefährdungen des zentralen Nervensystems. Und hier schliesst sich ein Kreis, denn auch das vom Reiter nicht effektiv angewiesene Pferd erleidet dieselbe Körperangst, auf die es gemäß seiner Machart mit Flucht reagiert.)



Die beschriebene Haltung lässt einen freien Fluss der Nervenimpulse zu, die das Pferd spontan versteht. Das Pferd kopiert die Haltung des Reiters und nimmt seinerseits so die Haltung ein, in der es den Reiter mühelos tragen kann. In dieser Haltung kann der Reiter auf das Pferd seiner Physiologie entsprechend einwirken. Diese Haltung gestattet dem Reiter auch in allen Gangarten und Tempi wie angeklebt und in aller Ruhe losgelassen auf dem Ruhepunkt im Pferderücken zu sitzen.

Grundvoraussetzungen des Reitens sind die Geraderichtung des Pferdes und die Losgelassenheit des Reiters. Die Losgelassenheit der Reiters bewirkt des Pferdes Losgelassenheit. Zur Geraderichtung des Pferdes siehe die Ausführung oben. Wie die bei ungefähr der Hälfte aller Einsteiger fehlende Losgelassenheit des Reiters sicher , zügig und bleibend erzielt werden kann bleibt Forschungsgegenstand des Study-Horsemanships.

Dabei geht es um vorbereitende Übungen am Boden, Übungen auf dem mechanischen Pferd und die Frage wie der moderne Erwachsene am Erfolg versprechendsen ins Reiten einsteigt. Zu berücksichtigen ist, dass ohne Zwang und der Physiologie entsprechend korrigierte Pferde möglicherweise mit Flucht artigem Verhalten auf ungewohnte Muskelanspannungen des Reiters reagieren und dabei Pferd und Reiter zu Schaden kommen können. Daraus ergibt sich logischerweise das Suchen nach einem Reitertraining, welches es dem Reiter gestattet das Anspannen von Muskulaturen bewußt zu bestimmen.

6.

Kennenlernen der Zügelführung

Die Zügelführung hat drei Aspekt

- der wendende äussere Zügel am Hals (einseitig)
- der stellende innere Ringfinger
- die einrahmenden Zügel am Hals (beidseitig)

Die Hand des Reiters nimmt einen Platz vor der Mittelpositur ein, von dem aus sie sich nie rückwärts bewegt. An diese Hand nimmt das Pferd Anlehnung auf. Das heisst, es dehnt seinen Hals vorwärts und übt seinerseits einen leichten Druck auf das Gebiss aus.

Das Pferd wird im Normalfall mit dem äusseren Zügel am Hals geführt. Es hat in den Anfängen der Geraderichtung gelernt dem äusseren Zügel am Hals zu weichen. Der inner Ringfinger setzt nur wenn nötig ein, um das Genick des Pferdes zu stellen. Es sieht so in die Richtung, in die es geht.

Weicht das Pferd von der gewünschten Linie ab wird es durch diagonale Zügelhilfen korrigiert. Sagen wir Sie reiten rechts herum: dabei führt der äussere linke Zügel das Pferd am Hals und der innere rechte Ringfinger mahnt, nur wenn nötig die Stellung des Genicks in die Bewegungsrichtung an, so dass das Pferd sieht wo es hinläuft. Wenn nun das Pferd die Linie verlässt und in die Reitbahn läuft (z.B. um abzukürzen), dann schliesst sich die äussere linke Hand des Reiters und der innere rechte Zügel am Hals wirkt seitwärtsweisen, ohne jedoch in diesem Fall ein Drehen der Schultern. Stellung und Längsbiegung rechts bleiben erhalten. Der Reiter sitzt nach wie vor entsprechend (auf der geraden Linie gerade, in den Wendungen die äussere linke Schulter vor).

7.

Kennenlernen der Kaubewegungen und Bewegungen der Zunge

Immer wieder kann man Bewegungen des Unterkiefers und der Zunge beim Pferd beobachten. Das Pferd setzt diese sowohl zum Ausdruck, als auch zum Erreichen des Wohlbefindens ein. Es nutzt sie, um Stockungen im Bewegungsablauf zu lösen.

Der Reiter kann diese physiologische Eigenart nutzen und sie via Ringfinger und Zügel durch zarte Bewegungen des Gebisses anregen. Das Stangengebiss selbst regt eine spielerische Kautätigkeit und Bewegung der Zunge an. Diese spürt der Reiter in den Nebenzügeln.

I.

Erstes Ausbildungsziel: Das Pferd soll wie auf Schienen und wie an Stangen laufen.

Das heisst, es soll im gleichmäßigen Tempo an der Longe und unter dem Reiter die vom Reiter/Ausbilder vorgegebene Linie abzeichnen und den Hals ruhig tragen.

Vorgehensweise:

Zu Beginn geht die Ausbildung vom Boden der Ausbildung unter dem Reiter immer um eine Etappe voraus. Das heisst, was im Führtraining und an der Longe ohne Reiter gut klappt, kann unter dem Reiter in Angriff genommen werden.

Zu erstellen: eine Liste der Mittel, die der Ausbilder/Reiter einsetzt, um das erste Ausbildungsziel zügig und ohne Unschweife zu erreichen (Vorgehensweise, Haltung des Reiters, Hufschlagfiguren und Lektionen, Hilfsmittel)

Zweites Ausbildungsziel: Das Pferd unter sich bringen. Dazu III a-d lesen und verstehen wie das Pferd zum Reiten gemacht ist. Um dieses Ziel zu erreichen kommt zum Leichttraben das Aussitzen und der zügige Wechsel zwischen Leichttraben und Aussitzen hinzu, welches der Reiter einsetzt, um das Pferd vermehrt von hinten zusammen zu schieben.

Zu erstellen: eine Liste der Mittel, die der Ausbilder/Reiter einsetzt, um das erste Ausbildungsziel zügig und ohne Unschweife zu erreichen (Vorgehensweise, Haltung des Reiters, Hufschlagfiguren und Lektionen, Hilfsmittel)


Kommt noch:

8. Die Rolle des ersten Halswirbels beim

Stellen des Genicks
Beugen des Genicks

A. Warum spielt das Stellen des Genicks eine Rolle beim Reiten? Weil es die sogenannte ‘Längsbiegung’ und damit die Losgelassenheit auslöst.

B. Welche Rolle spielt das Beugen des Genicks beim Reiten? Es bewirkt das Spannen des langen Bandes und wirkt so auf das Sakralgelenk ein.

9. Die Rolle des zweiten Halswirbels

das Schliessen des Gelenks zwischen erstem und zweitem Halswirbel

Was passiert beim Schliessen dieses Genicks? Das lange Band entspannt sich vorne. Das Pferd kann dadurch vermehrt die Kruppe senken und die Hanken beugen. Es kann sich so kraftvoller und geschmeidiger bewegen und den Reiter effizienter tragen.

10. Die Rolle der Rippenbiegung

In der sogenannten Rippenbiegung wird das verworfene Mittelteil des Pferdes in beide Richtungen gleich beweglich gemacht. Elastizität und Gleichseitigkeit des Pferdes werden so verbessert und in manchen Fällen erst hergestellt. Erst nachdem die Hinterbeine des Pferdes gleich stark und elastisch sind und das Pferde die Halsbasis von der Mitte des Bugs her aufrichtet beginnt der Reiter das Pferd zu biegen.

Im Zuge der praktischen Arbeit am Pferd wurden folgende weitere Themen angesprochen

Weitere Themen:

- Welche Hufschlagfiguren und welche Lektionen wann? Ordner anlegen, die klassischen Bahnfiguren und Lektionen den Entwicklungsstufen der Ausbildung des Pferdes zuordnen
- Eine systematische Beobachtung equider Ausdrucksweisen
- Das Senken des Zwerchfells, der Hände und der Beine. Wie: siehe Zilgrei
- Das Heben des zweiten Halswirbels bei leichtem Zurücklehnen der Wirbel C7/T1 (+C8): Was sind die Wirkungen
- Wie nimmt das Pferd den Reiter wahr?
- Welche Rollen nehmen der Reiter und das Pferd in der Rollenteilung des Reitens ein?
- Der Reiseschritt in der Grundausbildung des Pferdes
- Klemmen und Eilen sind die zwei Seiten der selben Medallie: das Pferd ist nicht fit.
- Die Losgelassenheit des Reiters. Wie einschätzen? Wie erzielen?
- Körperangst und Fluchttrieb des Pferdes. Wie erkennen? Wie vermeiden?
- Die zentrale Steuerung im Rücken des Reiters. Was, wie warum?
- Reihenfolge beim Einsatz der reiterlichen Einwirkungen: Sitz (wirkt immer aber der Haltung entsprechend ganz unterschiedlich auf das Pferd ein), Beine, Hand. Die letzteren wirken nur wenn nötig ein, immer die verwärtstreibenden Hilfen zuerste und dann erst die formenden/verhaltenden Einwirkungen.
- Die Erziehung des Pferdes: Abmachungen treffen und sich daran halten
- Die Ausbildung des Pferdes: Hinsichtlich seiner Physiologie weiss das Pferd was der Reiter nur ahnen kann. Es ist deshalb sinnvoll die Hinweise des Pferdes wahrzunehmen und im Vorgehen zu berücksichtigen
- Ausbilden kann man nur was das Pferd anbietet
- Des Reiters involuntäre Muskelaktionen sind ein Aspekt der diesjährigen Forschungen. Dazu habe ich einen gesonderten Ordner angelegt.
- Mittel des Reiters/Ausbilders: siehe Ausführungen von Sophia vom 13.3.07
- Zusätzliches Mittel des Reiters/Geraderichtung des Pferdes: im Leichttraben häufig das Hinterbein wechseln bis die Rückenmuskeln sich beidseits genau gleich anfühlen. Danach auf der grossen Acht das Pferd vorwärts reiten.
- Mittel des Reiters für die eigene Losgelassenheit und Geraderichtung: Liste erstellen (C.S.: Feldenkrais: Baum im Wind - Gleichgewichtssinn, Vom Stuhl erheben -autonome Muskulaturen, Übung 3 – Loslassen ständig angespannter Muskulaturen, Stho: Heben C2/Zurücklehnen C8, Atemtechnik Zilgrei/Bio-feedback, diagonale Dehnungen, Kreisen der Füße, Senken der Absätze)


Der Kein-Sattel (4. Prototyp)

- gestattet dem Reiter den Pferderücken zu spüren als reite er ohne Sattel
- erfordert ein laterales Gleichgewicht, genau wie es das Reiten ohne Sattel erfordert
- hat Steigbügel und bietet dadurch den Komfort angehobener Fußspitzen bzw. gestattet dadurch das Fallenlassen des Absatzes.
- passt auf alle Pferde, unabhängig von der Form und/oder Grösse des Widerrists

Dieser Sattel wurde bisher in der Reitbahn und auf Geländeritten bis zu eineinhalb Stunden mit sehr guten Ergebnissen getestet. Reiter lernen auf diesem Sattel wie beim Reiten ohne Sattel auf dem Ruhepunkt im Rücken des Pferdes zu ruhen und sich in Einklang mit den Bewegungen des Pferdes zu bringen. Er erzieht den Reiter zum Loslassen seiner Muskulatur.

Der Reiter spürt die Kontraktionen der langen und oberen Rückmuskeln. Das Pferd seinerseits spürt den Reiter eins-zu-eins, welches bei falsch sitzenden Reitern für das Pferd zum Problem werden kann. Probleme des Reiterkörpers übertragen sich eins-zu-eins auf den empfindlichen Mitteteil des Pferdes, in dem
der Ablauf der Gangarten (Schritt, Trab, Gallop) geschaltet werden.

Letzteres spricht dafür, für diesen Sattel eine Unterlage zu entwickeln, die ähnlich einem Westernsattel das Gewicht des Reiters auf eine grössere Fläche verteilt. Es spricht dafür, dass der Reiter in gymnastischen Übungen am Boden seine Fehlhaltungen und Schiefen erkennt und beseitigt. Und es spricht für den Einsatz eines mechansichen Pferdes, auf dem der Reiter beginnen kann, sich mit der Höhe, den Bewegungen und den Gangarten des Pferdes im Groben vertraut zu machen.

Donnerstag, 22. März 2007

Kopfhaltung:

Die Nase ist senkrecht, der Hals gebogen. Aber es wirkt nicht verkrampft
und der Kopf ist nicht an den Hals gepresst, wie bei der modernen Dressur.

Sonntag, 18. März 2007

Die Füße des Reiters:

Aus Nuno Oliveira, Notizen zum Unterricht.

Die Füße müssen genauso schräg gehalten werden wie beim Zufußgehen. Der Fuß ruht mit seiner breitesten Stelle auf dem Bügelrost; und dieser breiteste Teil befindet sich direkt hinter der großen Fußzehe. Es ist vorteilhaft den inneren Teil des Bügels stärker zu belasten.
Die Absätze müssen etwas tiefer als die Fußspitze liegen, jedoch nur wenig uns ungezwungen.

Die Beine des Reiters

Herausschriebe von Nuno Oliveira. Aus den Büchern: Notizen zum Unterricht, Ratschläge eines alten Reiters an junge Reiter.

- Das Pferd atmet, und wen der Schenkeldruck beständig ist, atmet es gegen ein Gewicht, welches seine Flanken zusammendrückt. Die Beine müssen weich und locker am Pferd herabhängen, und sie müssen schnell berühren und wieder locker werden und wenn nötig wieder berühren und wieder locker werden in Sekundenbruchteil.

- Dem Reiter wird mit angepressten Beinen sich nicht darüber im Klaren sein, dass er seinen Rücken verkrampft, wenn er mit den Beinen presst und dadurch seine Mittelpostur an korrektem Einsatz hindert und das wird zum Teufelskreis.

- Mit lockerem Schenkelschluss soll man das Pferd umfassen, als ob man auf einem Fass säße.

- Angelegt aber zugleich lockere Beine, kontrahieren gleichzeitig des Reiters Körper und jenen des Pferdes.

- Der Oberschenkel muss so senkrecht wie möglich sein.


Treibende Kraft der Reiterbeine: (komplett Abschrieb aus: Nuno Oliveira, Notizen
zum Unterricht )

Wenn der Reiter sich bemüht, seine Beine zur Verleihung von Schwerkraft bei seinem Pferd einzusetzten, muss er mit sehr entspannten Beinmuskeln einwirken, damit das Pferd Berührung erhält, die, um mehr oder weniger kräftig zu sein, stets locker bleiben müssen. Um so zu berühren, darf das Reiterbein nicht angeklebt sein. Diese Feinheit wird sich für den Reiter bezahlt machen, und die Belohnung wird er in der Hand spüren. Die Einwirkungen müssen je nach Fall mehr oder weniger stark, jedoch nie verspannt sein. Wenn man eine Körperpartie verspannt, neigt der ganze Rest dazu.

Dauernd mit den Beinen einzuwirken, um Schwungkraft zu erhalten, ist schlicht dumm. Das Pferd gewöhnt sich an diese fortwährende Aktion und schläft ein.

Berühren, von der Berührung profitieren, den Moment spüren, wann Berührung erneut nötig ist, sofort berühren, dann damit aufhören. Beim Berühren der Beine ist Sorge zu tragen, dass es von hinten nach vorne und nicht umgekehrt geschieht. Das ist sehr wichtig. Wenn man die Beine von hinten nach vorne wirken lässt, treiben die Gesäßhälften ebenfalls; tut man das Gegenteil, neigen die Gesäßhälften dazu, nach hinten zu rutschen, was der Vorwärtsbewegung entgegenwirkt.

Samstag, 17. März 2007

Muskelkater

Muskelkater ist die Folge von Überbelastung und / oder ungewohnter Belastung.

Hierbei entstehen kleine Risse in den Muskelfasern.
In den Z-Streifen ist das Aktin verankert - ein Eiweiß, dass sich mit einem anderen, parallel angeordneten Eiweiß - dem Myosin- bei der Muskelverkürzung verbindet. Bei der Kontraktion ziehen die Myosine an den Aktinen. Die Aktine sind in den Z-Streifen verankert, die bei Überlastung reißen können.

Ein überbelasteter Muskel weist feine Risse (Mikrorupturen) in den Muskelfasern auf. Durch diese Risse dringt langsam Wasser ein, so dass sich nach einiger Zeit (24-36 Stunden) kleine Oedeme bilden. Die Muskelfaser schwillt durch das eindringende Wasser an und wird gedehnt. Der wahrgenommene Dehnungsschmerz ist der Muskelkater.

Früher war die Theorie mit der Übersäuerung, also dem nicht Abbau der Milchsäure, weit verbreitet. Sie wurde aber nie bewiesen und nun deutlich widerlegt.

Es entsteht eine deutliche Übersäuerung nach z.B. 400m Läufen, Muskelkater entsteht aber vor allem beim Krafttraining, wobei so gut wie keine Milchsäure gebildet wird. Außerdem baut sich Milchsäure so schnell ab, dass wenn wir den Muskelkater spüren, die Wehrte lange nicht mehr erhöht sind!


Zur Behandlung: Hier gibt es unterschiedliche Meinungen. Eindeutig war nur, dass die betroffenen Stellen nicht massiert werden sollen, dies reizt die Muskeln unnötig. Es helfen Wärme oder Kälte (habe beides gelesen) und leichte Bewegung. D.h. bewegen ja, aber ohne Anstrengung, die kleinen Verletzungen müssen erst verheilen.

Empfohlen werden durchblutungsfördernde Maßnahmen, also Wechselbäder, anregende Badezusätze (für Rheuma und des gleichen), kalt duschen, Sauna etc.







http://www.sportunterricht.de/lksport/muskelkater.html

Dr. Böning, Institut für Sportmedizin, Universitätsklinikum Benjamin Franklin, Freie Universität Berlin.

Verschlag:

EquiVetInfo

Verschlag, Kreuzverschlag, Feiertagskrankheit, Tying up, Rhabdomyolyse oder Lumbago sind Bezeichnungen für Muskelerkrankungen der Pferde.

Wie man inzwischen weiß, gibt es verschiedene Muskelerkrankungen, was sich in diesen Bezeichnungen aber nicht widerspiegelt. Symptome gleichen sich, die Ursachen jedoch unterscheiden sich.

Zum Kreuzverschlag: Das Ausmaß eines Verschlages kann sehr unterschiedlich sein. Das Spektrum reicht von für den Reiter praktisch nicht wahrnehmbar bis hin zu lebensbedrohlichen Situationen.

Im günstigsten Fall merkt der Reiter gar nichts, nur Laborwerte würden die Erkrankung anzeigen. Bei zunehmender Schwere der Störung bemerkt man vor allem in der Hinterhand eine Steifheit, dann Bewegungsunwilligkeit bis hin zur absoluten Unfähigkeit sich zu bewegen.

Im Extremfall kann das Pferd keinen Schritt mehr laufen, knickt in der Hinterhand ein und legt sich in der Box fest. In diesen Fällen ist es oft schwierig, einen Verschlag von einer Kolik zu unterscheiden, da sich die Symptome für einen Laien gleichen. In solch einem Stadium wird das Pferd von extremen Schmerzen geplagt, während es im günstigsten Fall nur leichte Muskelschmerzen verspürt, wie wir es von einem geringen Muskelkater bei uns selbst kennen.


Das Festlegen in der Box ist das einzige Symptom welches der Kolik gleicht. Im Gegensatz zur Kolik wird sich das Pferd bei Kreuzverschlag nur relativ still hinlegen. Es wird sich nicht wälzen, weil dies mit Schmerzen verbunden ist. Die betroffenen Pferde schauen sich aber häufig wie bei einer Kolik nach hinten zum Ort des Schmerzgeschehens um oder flehmen als Ausdruck des Schmerzes.

Ein starker Kreuzverschlag kann mit anderen Krankheiten verwechselt werden, die mit hochgradigen Schmerzen einhergehen. Zu den Differenzialdiagnosen gehören Beckenbrüche, Thrombosen der Hinterhandarterien, Harnröhrensteine und eine Tetanusinfektion.

Als Reiter erwartet man, dass bei einem Verschlag die Muskulatur fühlbar hart und schmerzhaft wird. Dies ist aber je nach Verlauf und Schweregrad der Erkrankung nicht immer der Fall und somit kein sicheres Anzeichen.

Bei den schweren Verläufen wird die Muskulatur bretthart, sie schwillt an und wird auf Druck extrem empfindlich. Die Pferde schwitzen besonders in den betroffenen Gebieten und die Körpertemperatur steigt auf fieberhafte Werte an.

Wegen der Schmerzen erscheint die Atemtätigkeit gepresst, Atemfrequenz und Puls steigen, das Pferd zeigt einen angstvollen Gesichtsausdruck. In solch schlimmen Fällen färbt sich der Harn zu einer Cola ähnlichen Farbe, was als Katastrophensignal gewertet werden muss.

Denn nun drohen über den Muskelschaden hinaus auch dramatische lebensgefährdende Schäden an der Niere. Bei den milderen Verlaufsformen fehlen alle diese klassischen, gravierenden Symptome, weshalb auch für Tierärzte die exakte Diagnose eines solchen Stadiums schwierig ist.

Das weitaus sicherste und zuverlässigste Indiz für eine Muskelstoffwechselstörung ist der Anstieg der Muskelenzyme. Da beim Verschlag Muskelzellen zerfallen, werden Enzyme aus den Zellen freigesetzt, wobei die Höhe der gemessenen Muskelenzyme sehr genau mit dem Grad der Erkrankung übereinstimmt.

Der Tierarzt wird also immer bei dem Verdacht auf eine Muskelstoffwechselstörung bzw. einen Verschlag eine Blutprobe nehmen und die Höhe der Muskelwerte bestimmen.

Aber Vorsicht! Nicht jede kleine Erhöhung über dem vom Labor angegebenen Normalwert ist gleich ein Verschlag oder Muskelproblem. Erst wenn die Laborwerte ein mehrfaches der Normalwerte übersteigen, kann man wirklich von einem Verschlag sprechen. Werte darunter sind in der Regel Stress- oder Trainingsbedingt und dann nicht als krankhaft anzusehen.

Das Problem beim Verschlag ist, dass bei dieser Erkrankung je nach Schweregrad gewaltige Mengen Muskelzellen zerfallen. Die Ursachen hierfür sind sehr mannigfaltig und komplex.

Die alte, ursprünglich aus Schweden stammende Theorie der Übersäuerung der Muskulatur als Ursache des Verschlages ist inzwischen gründlich widerlegt. Sie geistert aber immer noch hartnäckig durch die Pferdeszene. Übrigens auch die auf dieser Theorie beruhende Behandlung mittels Infusion von Bicarbonatlösung ist, wie inzwischen eindeutig bewiesen, völliger Unfug.

Als Ursache für Verschlag werden nach neuen Forschungs
Erkenntnissen mehrere verschiedene Muskelstoffwechsel Erkrankungen angesehen. Sie haben ursprünglich etwas komplizierte englische Bezeichnungen, da die Veröffentlichungen weitestgehend aus dem englischsprachigen Raum kommen. Die wichtigsten derzeit bekannten Erkrankungen sind:
- Sporadic exertional rhabdomyolysis (SER)
- Chronic exertional rhabdomyolysis mit zwei Unterformen o Reccurent exertional rhabdomyolysis (RER) o Polysaccharide storage myopathy (PSSM)

Wie aus den Bezeichnungen ersichtlich tritt die eine Erkrankungsform nur gelegentlich auf, die anderen beiden sind Dauerprobleme.

Die "harmloseste" Form des Kreuzverschlages ist diejenige, bei der keine Stoffwechselerkrankung als Ursache für den Verschlag zu Grunde liegt, denn ist bei Behandlung in er Regel heilbar. Dies ist die sporadisch auftretende Form des Kreuzverschlages bzw . SER.

Hier trifft es hier vor allem Pferde, die zu schnell im Training gepuscht wurden, im klassischen Sinn überanstrengt wurden oder aber Pferde, die volle Pulle gefüttert aber nur gelegentlich belastet werden - dann aber gleich richtig.

Gerade bei Distanz- und Buschpferden, die bis zur Erschöpfung geritten wurden, kommt es dann zu fürchterlichen Kreuzverschlägen. Auch wenn Pferde konditionell wegen einer durchgemachten Virusinfektion
(wie Herpes oder Influenza z.B. ) geschwächt sind und dann normal belastet werden, kann es zu solch einem Kreuzverschlag kommen.

Bei diesen, eigentlich nur gelegentlich auftretenden Verschlägen, besteht durchaus Lebensgefahr, wenn der Muskelzerfall so groß ist, dass es zur Zerstörung der Niere kommt. Die Niere verstopft durch die Zerfallsprodukte der Muskulatur und die Pferde sterben an Nierenversagen.

Die chronischen Verlaufsformen RER und PSSM: Die von dieser Erkrankungsform geplagten Pferde haben alle ein Muskelstoffwechselproblem. Bei vielen von ihnen reicht schon geringste Muskelaktivität, um einen Verschlag auszulösen.

Selbst wenn vom Reiter alles richtig gemacht wird, die Fütterung stimmt, ein moderates aufbauendes Trainingsprotokoll eingehalten wird, werden diese Pferde während oder nach der Arbeit steif und sind oft nicht normal reitbar.

Weiteres zu Stoffwechselerkrankungen, von denen der Kreuzverschlag nur eine ist

Die Forschung hat inzwischen zwei verschiedene Stoffwechselerkrankungen identifiziert (vermutlich gibt es noch mehr). Beide sind vererbbar und in den verschiedenen Rassen in unterschiedlichem Ausmaß genetisch verankert.

Vorneweg schon mal die schlechte Nachricht: Da es sich um Stoffwechselerkrankungen handelt, sind sie vom Grunde her nicht heilbar. Dies heißt aber nicht, dass man viel Pferde nicht doch irgendwie reiterlich managen kann.

RER - Reccurent Excertionel Rhabdomyolysis, Wiederkehrender belastungsbedingter Verschlag:
RER ist vor allem ein Vollblüter-Problem, kann aber als vererbliche Erkrankung natürlich auch bei Warmblütern und anderen Rassen auftreten. RER hat mit Stress zu tun und trifft vor allem die hypernervösen, überdrehten Tiere und da wiederum offensichtlich vermehrt die Stuten.

Ganz alleine der Stress ist es dann aber auch nicht, denn die Menge der Kraftfutterration und Mineralstoffinbalancen kommen als zusätzliche Auslöser mit hinzu. Die übernervösen Tiere schwitzen meistens auch mehr als ihre stoischen Artgenossen. Der Elektrolytverlust ist entsprechend hoch. Fehlt dann der balancierte Ausgleich von Salz und Mineralstoffen, steigt die Verschlagsneigung bei empfindlichen Tieren sprunghaft an. Da reicht dann manchmal schon etwas Speisesalz zuzufüttern, um die Verschlagsneigung zu senken.

Leider ist es damit meist nicht getan, weil auch Verschiebungen des Calcium- Phosphor- Gleichgewichtes, ungenügende Vitamin E - oder Selenversorgung und andere Faktoren als Auslöser in Frage kommen. Und nun kommen noch die Hormone ins Spiel.

Denn Stuten sind wesentlich anfälliger für diese Spielart der Erkrankung, was wohl mit den weiblichen Geschlechtshormonen zusammenhängt. Die entsprechenden Stuten sind dann besonders während der Rosse vermehrt gefährdet, weshalb man dann versucht, die Rosse und den Zyklus zu unterdrücken.
Dies geschieht in der Regel durch die Gabe von Schwangerschaftshormonen.


Die klinischen Anzeichen bei chronischer RER sind in der Regel wesentlich milder als bei der sporadisch akuten Verlaufsform. Der Verlauf kann durchaus so sein, dass der unaufmerksame Reiter die Krankheit gar nicht bemerkt. Die Pferde sind einfach ein wenig steifer, schwitzen vermehrt und bringen nicht die erwartete Leistung. Viel mehr ist äußerlich nicht zu bemerken. Außerdem tritt das Problem eher auf, wenn die Pferde fit werden und im vermeintlich guten Trainingszustand sind.

Aufregung und Nervosität ist dann der Auslösefaktor, der zum Muskelzerfall führt. Bei RER handelt es sich also nicht um ein Überanstrengungsproblem. Wenn Reiter und/ oder Tierarzt nicht merken, dass RER im Hintergrund abläuft und das Tag für Tag, wird die Muskulatur jedes Mal ein wenig mehr geschädigt, bis irgendwann einmal gar nichts mehr geht. RER hat wie bereits gesagt im Gegensatz zu SER (dem sporadischen akuten Verschlag) nichts mit Überanstrengung zu tun und kann außerordentlich leicht übersehen werden.

Trotzdem kann es auch bei RER zu schweren Krankheitsfällen kommen. Der einzig einfache Nachweis läuft über die Blutprobe, wo man dann dauerhaft erhöhte Muskelenzymwerte findet. Aber lassen Sie sich nicht in die Irre führen. Leicht erhöhte Werte sind nach Belastung völlig normal und haben nichts mit Krankheit zu tun. Für eine exakte Diagnose ist es sinnvoll einen Belastungstest durchzuführen, bei dem das Pferd aber nicht maximal ausbelastet wird.

Die sicherste Diagnose lässt sich über eine Muskelbiopsie stellen, was einen kleinen operativen Eingriff in tiefer Sedation bedeutet. *PSSM - Polysaccharid Storage Myopathie* *Kohlenhydratspeicherkrankeit* Die zweite chronische Stoffwechselerkrankung, die zum Verschlag führt, nennt sich auf englisch Polysaacharid Storage Myopathie (PSSM), was grob ausgedrückt eine Zuckerspeicherkrankheit ist.

Auch diese Stoffwechselerkrankung ist vererblich in bestimmten Rassen verankert, besonders bei den typisch amerikanischen Rassen aber auch bei Kaltblütern und in gewissem Umfang auch bei Warmblutpferden. Im Gegensatz zum nervösen Typus der RER- Pferde sind PSSM- Pferde eher ruhig und tranig. Auch hier ist das Krankheitsbild sehr häufig nicht wirklich offensichtlich und vor allem als Verschlag nicht wirklich erkennbar.

Die Pferde sind auffällig bewegungsunlustig, sind steif und energielos. Das Krankheitsbild ist meist ganz und gar nicht so, wie man sich einen klassischen Verschlag vorstellt, wo sich das Pferd nicht mehr von der Stelle rühren kann. Erschwert wird die Erkennung bei den meisten Pferden dadurch, dass es ein Dauerzustand ist, der eben mal mehr oder weniger ausgeprägt ist. Bei manchen betroffenen Pferden sind die Symptome dann aber schon so stark, dass man deutlich den Verschlag sieht, bis hin zu lebensgefährlichen Episoden.

Die definitive Diagnose wird auch hier wieder über die Muskelenzyme gestellt. Bei vielen Pferden liegen die Werte schon im erhöhten Bereich, selbst wenn sie gar nicht gearbeitet werden. Nach einer viertel Stunde leichter Trabarbeit steigen die Muskelwerte um 1000 oder mehr Einheiten an. Für eine genaue Diagnose ist auch hier eine Muskelbiopsie anzuraten, mit der eine definitive Abklärung möglich ist.

Der Hintergrund der Erkrankung ist eine ungewöhnlich hohe Aufnahme von Polysacchariden (Zuckern) in die Muskelzellen, die dort gespeichert werden. Der Grund hierfür scheint eine erhöhte Insulinempfindlichkeit der Muskelzellen zu sein. Warum der erhöhte Zuckerspeicher zur Erkrankung führt, ist bis heute nicht eindeutig aufgeklärt.

*Therapie*
Die Therapie zielt wie immer bei jeder Erkrankung erst einmal darauf ab, nach Möglichkeit die Ursache abzustellen. Beim akuten Verschlag, der nicht auf einer Stoffwechselerkrankung beruht (SER), ist das Rennen im wahrsten Sinne des Wortes bereits gelaufen. Die Ursache, nämlich die Überanstrengung, hat bereits stattgefunden. Hier geht es darum, primär die unter Umständen lebensbedrohlichen, akuten Krankheitserscheinungen des Kreuzverschlages zu behandeln.

Bei den Stoffwechselerkrankungen, bei denen die akuten Kreuzverschlagssymptome im Hintergrund stehen, geht es dann schon mehr darum, die ursächliche Störung zu managen?
Managen deswegen, weil eine Stoffwechselerkrankung ja nicht heilbar ist. Die Grundlage des Managements ist neben einem gezielten Bewegungsprogramm eine spezielle Diät.

Die Diät zielt vornehmlich darauf ab, die frei verfügbaren Kohlenhydrate bzw. Zucker in der Fütterung zu minimieren und dafür in Form von Fett zu ersetzen. Neben speziellen mit Fett angereicherten Futtermitteln, die für solche Pferde konzipiert sind, arbeitet man am besten mit Speiseöl vom Discounter um die Ecke. Es sei aber dringend geraten, sich diesbezüglich von einem Tierarzt oder kompetenten Futtermittelfachmann beraten zu lassen, da man gerade hier bei der Fütterung viel falsch machen kann. Generell ist eine Zufütterung von Vitamin E und Selen sinnvoll, wobei man aber streng darauf achten muss, dass keine Überdosierung erfolgt, die zu Vergiftungserscheinungen führen könnte. Viele der heutigen Futtermittel und Futterzusätze sind Vitamin E und Selen angereichert, so dass bei der zusätzlichen Gabe eines speziellen Vitamin E und Selenproduktes eine Vergiftung nicht auszuschließen ist.
Ganz generell sind häufige kleine Futterrationen für das Pferd besser und natürlich viel Raufutter in Form von Heu.

Der zweite therapeutische Ansatz liegt beim Bewegungsmanagement. Beim sporadisch auftretenden akuten Verschlag (SER) ist eigentlich nichts spezielles zu beachten. Sofern Sie Ihr Pferd vernünftig bewegen, das heißt nicht bei voller Fütterung stehen lassen und nicht plötzlich übermäßige Leistung abfordern, wird nichts passieren.

Bei den Stoffwechselkrankheiten sieht es anders aus. Bei den hypernervösen RER- Pferden kann es sinnvoll sein, sie vor der Arbeit etwas zu sedieren oder eine Langzeitsedierung zu veranlassen. Sie sollten alles Ihnen mögliche tun, um das Umfeld des Pferdes und das eigentliche Reiten so stressfrei wie möglich zu gestalten. Bei RER und PSSM sollten die Bewegungseinheiten möglichst immer gleich sein, ohne Stehtag und sonstige Pausen. Diese Pferde zum auskurieren stehen zu lassen, ist absolut falsch und schädlich.
Am besten ist für diese Pferde, wenn sie in einer Offenstallhaltung mindestens zwölf Stunden am Tag die Möglichkeit haben, sich frei zu bewegen. Wenn Sie dann noch einen Kaltstart beim Reiten vermeiden, haben Sie eigentlich schon alles getan, womit Sie bei den gefährdeten Pferden vorbeugen können.


*Was tun beim akuten Verschlag? *

Sie befinden sich auf einem Ausritt im Wald und das Pferd wird plötzlich steif und kann sich nicht mehr bewegen.
• Erstens Ruhe bewahren.
• Zweitens einen Pferdehänger über das Handy oder einen Mitreiter organisieren und den Tierarzt benachrichtigen.
• Drittens beobachten wie sich das Pferd verhält, wenn Sie es ganz ruhig an der Hand führen. Wird die Symptomatik besser, dann führen Sie weiter an der Stelle, wo man Sie abholen wird.
Wird das Pferd steifer, dann bleiben Sie unbedingt stehen. Wenn es kalt ist werden die Pferde eher abgedeckt, wenn es sehr heiß ist wird nach Möglichkeit gekühlt.

Im Stall angekommen überprüfen Sie nochmals, ob Führen an der Hand ein positive Wirkung hat. Das Ziel ist die Muskulatur besser zu durchbluten, wenn sich der Krampf löst.

Wenn es nicht geht, dann in der Box stehen lassen. Der Tierarzt wird das Pferd entzündungshemmend behandeln (z. B. Equipalazone), Medikamente zur Verbesserung der Durchblutung der Muskulatur geben.

Je nach Sachlage wird der Tierarzt große Mengen Flüssigkeit infundieren, um die Niere zu spülen und einen Nierenschaden zu verhindern. Die Behandlung kann sich durchaus über mehrer Tage erstrecken. In der Erholungsphase ist Wärme für die Muskulatur gut. Ideal ist ein Solarium, aber auch ein Provisorium mit Ferkellampen aus dem Landwahrenhandel kann den Zweck erfüllen. Einreibungen mit Franzbranntwein, Kampferspiritus oder Absorbine heizen zwar die Haut auf, haben aber auf die Muskulatur in 10 bis 20 cm Tiefe keine Auswirkung. Wenn es Sie beruhigt schadet es aber auch nicht.

Erst wenn die Muskelwerte wieder im Normbereich liegen dürfen Sie wieder mit der Arbeit beginnen. Bis dahin wird das Pferd geführt.

*Alternative Behandlung*
Einen akuten Verschlag alternativ zu behandeln kann tödlich sein!
Hier ist in der Regel energisches medizinisches Einschreiten notwendig. In der Heilphase können alternative Verfahren eingesetzt werden. Mit Akkupunktur kann man Muskelschmerzen lindern und die Muskulatur entspannen. Manuelle Therapie und Magnetfelddecken helfen die Muskeln zu lockern.

*Anmerkung zur Interpretation von Blutprobenresultaten*

Bei der Interpretation von Blutproben gibt es häufig Differenzen. Wenn Sie glauben, dass man mit der üblichen Blutprobe alles ganz einfach abklären kann, dann haben Sie weit gefehlt. Was das Muskelenzym Creatinkinase (CK) und andere Enzyme betrifft sind leichte Erhöhungen völlig normal, wenn das Pferd im Training ist oder sonst belastet wird. Die verschiedenen Ursachen kann man sowieso nicht über die Blutprobe auseinanderhalten. Etwaige Mineralstoffinbalancen lassen sich über die Blutprobe auch nicht so eindeutig feststellen.

Solange irgend möglich versucht der Organismus im Blut die Werte im Normbereich zu halten. Inbalancen oder Mangelerscheinungen treten daher im Blut erst relativ spät auf, wenn der Mangel so groß ist, dass der Blutwert nicht mehr gehalten werden kann.

Was wirklich passiert, sieht man an der Harnprobe. Die Niere ist das Filter- und Regulationsorgan, das im großen und ganzen den Elektrolyt- und Mineralstoffhaushalt regelt. Bei Überschuss im Körper wird ausgeschieden und das kann man im Urin dann wiederum sehen.
Bei Mangelerscheinungen wird gespart. Dann wird entsprechend wenig oder nichts ausgeschieden, was man auch wiederum im Urin sehen kann. Wenn man also Mineralstoff- und Elektrolytinbalancen aufspüren will, muss man eine Harnprobe nehmen und diese untersuchen, gegebenenfalls mit einer Blutprobe vergleichen.


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